Nachdem ich ein knappes halbes Jahr als Student auf Kreta verbracht habe, haben mich einige gefragt, was man dort so machen kann und beachten sollte. Ich bin eine Person die auf Reisen mehr Wert auf die lokale Kultur und Natur legt als auf Entspannung und Attraktionen, behaltet das also im Kopf wenn ihr jetzt meine Empfehlungen und Warnungen lest.
Ein grober Überblick
Man kann Kreta in den stärker besiedelten Nord-Ostteil, den sehr schönen und Strandlastigen Süden, den eher ruhigen und untouristischen Westen und das Bergige Innenland aufteilen.
Wenn ihr schöne Städte und/oder Partytourismus mögt, solltet ihr im Nordosten der Insel eine Unterkunft suchen. Dafür finde ich die Strände im Süden der Insel meist schöner und ruhiger, außerdem ist man dort nah an vielen schönen Orten der Natur, z.B. einigen Schluchten und sehr schönen Stränden. Im Osten gibt es nicht viel touristische Infrastruktur, und ich habe ihn auch nicht so schön wie den Süden empfunden. Dafür ist es hier verhältnismäßig wenig touristisch, die Strände sind selbst zu beginn der Saison noch sehr ruhig. Im Innenland gibt es kleine Dörfer, und vor allem schönes Gebirge für Wanderungen.
In jedem Fall solltet ihr euch ein Auto mieten, ohne Auto geht auf Kreta so gut wie nichts. Ich empfehle Protos, die alle Vermietungen unkompliziert und mit Vollkasko machen, keine Kaution erheben und auch Schadensfälle entspannt abwickeln. Außerdem sind sie in mehreren Städten auf Kreta aktiv.
Städte
Rethymno
Rethymno war für mich die schönste Stadt die ich auf Kreta besucht habe. In den Gassen um den Hafen kann man sich wunderbar verlaufen, und von der alten Festung hat man einen fantastischen Blick auf die Stadt.
Heraklion
Ich kann während der Touristen-Saison keine längeren Aufenthalte in Heraklion empfehlen, wenn ihr nicht gerade dort lebt. Es gibt zwar einige schöne Museen, mir gefiel vor Allem das Archeologische, ansonsten ist es aber weit von allen schönen Stränden und Orten entfernt. Die Stadt selbst ist durchaus hübsch, aber nichts besonderes.
Chania
Ich war selbst nicht in Chania. Die Stadt soll hübsch sein, und liegt recht nah an der Samaria-Schlucht. Leider wurde mir auch berichtet dass sie komplett überlaufen ist, auch für kretische Standards.
In der Natur
Samaria-Schlucht
Die Samaria-Schlucht ist ein absolutes Must-See, aber auch meist sehr voll und nur im Sommer geöffnet. Wenn ihr allerdings am Ende der Schlucht in einer der Unterkünfte oder auf dem kostenlosen selbstbediener-Campingplatz übernachtet, könnt ihr die Wanderung etwas später starten, und werdet die Schlucht viel weniger voll vorfinden, weil die meisten Touristen abends die Fähre erwischen wollen. Auch noch gut zu wissen: Es gibt genügend Wasserstellen in der Schlucht, man muss nicht mehr als einen Liter Wasser mitnehmen.
Psiloritis
Die Wanderung zum höchsten Gipfel Kretas ist weniger anstrengend als man denken möchte, mit nur etwa 800 Höhenmetern. Ihr solltet auf das Wetter achten, sonst sieht man gerne mal garnichts. Oft kann man den großen Geiervögeln beim Gleiten zusehen.
Spathi
Der Spathi ist der zweithöchste Berg auf Kreta. Es gibt mehrere Routen auf seine Spitze, die Anfänge sind oft nur schwer mit dem Auto erreichbar, ihr solltet euch auf eine abenteuerliche Fahrt gefasst machen. Die Route ist etwas anspruchsvoller aber auch viel leerer als die auf den Psiloritis, und die Aussicht ebenfalls wunderschön.
Strände
Für alle Strände gilt: Geht Schnorcheln! Man muss eventuell eine weile suchen, aber oft gibt es kleinere Riffstücke mit vielen bunten Fischen.
Red Beach bei Matala
Der teilweise FKK-Strand ist einen kurzen Spaziergang von Matala, einer kleinen Hippie-Hochburg entfernt. Er ist sehr schön, und dafür relativ leer (wegen des Fußweges und der paar nackten Menschen). Ihr könnt außerdem die vielen süßen Läden in Matala besuchen, und an den meisten Sonntagen ein sehr leckeres veganes Buffet genießen.
Amnissos Beach
Solltet ihr euch trotz meines Rates in Heraklion befinden, geht lieber zu Amnissos Beach. Eine Buslinie fährt dort hin, und der Strand ist deutlich schöner als Ammoudara. Und generell gilt: Im Süden der Insel sind die Strände schöner.
Kalypso “Beach”
Kalypso ist gar kein Strand, sondern die merkwürdige Betonterasse irgendeines Resorts. Allerdings solltet ihr euch davon nicht abschrecken lassen, wenn ihr Schnorcheln oder tauchen wollt. An keinem anderen Ort habe ich in meinem Leben so viele Fische gesehen, es geht viele viele Meter in die Tiefe.
Anti-Tips
Hier will ich euch vor einigen Enttäuschungen warnen, gerade bei viel beworbenen Attraktionen.
Palast von Knossos
Diese unfassbar alte Palastanlage wurde von Evans, einem britischen Archäologen mehr verschandelt als rekonstruiert. Selbst dem Laien ist deutlich dass seine bemalten Betonklötze nicht viel mit der originalen Bauweise zu tun hat, die man teilweise noch erkennen kann. Außerdem ist das ganze schlecht kuratiert, ich fand die wenigen Infotafeln nicht sehr aufschlussreich.
Elafonisi-Strand
Der Strand ist bekannt dafür pink zu sein, von dieser Pinkheit ist allerdings nicht mehr viel übrig… Er ist trotzdem schön, aber eben nicht (mehr) pink. Vielleicht wurde der gesamte pinke Sand ja von Touristen mitgenommen, davon gibt es hier auf jeden Fall eine ganze Menge.
In der nähe sind viele weniger bekannte hübsche Strände, geht lieber dort hin.